Betrifft: Geschichte
Betrifft: Geschichte
12. Mai 2014 - 16 Mai 2014 jeweils 17:55
"Vor 50 Jahren." Das Anwerbeabkommen und die Geschichte der Arbeitsmigration in Österreich. Mit Dirk Rupnow, Historiker; Vida Bakondy, Historikerin; Arif Akilliç, Jugendbetreuer; Ljubomir Bratic, Migrationsforscher. Sie sind Mitglieder des Arbeitskreises "Archiv der Migration". Gestaltung: Christina Hollomey-Gasser
Das offizielle Österreich versteht sich bis dato nur ungern als Einwanderungsland. Und das, obwohl vor genau 50 Jahren eine der für das heutige Österreich prägenden Entwicklungen ihren Anfang nahm: 1964 unterzeichneten Österreich und die Türkei ein Abkommen zur Anwerbung von Arbeitskräften, bald danach ein Abkommen mit Jugoslawien. In Folge des "Wirtschaftswunders" in den 1960er-Jahren konnte der steigende Arbeitskräftebedarf nicht mehr im Land gedeckt werden und so begann man, systematisch Arbeitskräfte aus dem Ausland anzuwerben. Anwerbebüros in Istanbul und Belgrad öffneten ihre Tore. Die bald als "Gastarbeiter" bezeichneten Migrant/innen wurden strengen Tests unterzogen, bevor sie an österreichische Unternehmen vermittelt wurden. Die Anwerbung folgte zunächst einem rein wirtschaftlichen Kalkül. Wurden die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht mehr auf dem Arbeitsmarkt gebraucht, sollten sie wieder in ihre Heimatländer zurückkehren. Schon bald wurde deutlich, dass dieses Konzept zum Scheitern verurteilt war. Weder waren die österreichischen Unternehmen, noch die betroffenen Arbeitnehmer/innen daran interessiert, zum Spielball von Konjunkturschwankungen zu werden. So nahmen ab den späten 1970er-Jahren die sogenannten "Gastarbeiter" und ihre Familien ihre Integration unbemerkt selbst in die Hand. Migration wurde auch in der Öffentlichkeit wahrnehmbar und sichtbar - auf Straßen, in Parks, in Schulen, in der Nachbarschaft. Gepaart mit einer sich verschlechternden Wirtschaftslage griff in den 1980er-Jahren vermehrt eine fremdenfeindliche Stimmung um sich. Die Politik begann nur zögerlich, auf die neue Realität zu reagieren. Doch der gesellschaftliche Wandel ist nicht aufzuhalten.
Gestaltung: Christina Hollomey-Gasser