Geschäftsführer, migrare – Zentrum für MigrantInnen OÖ, Linz
Warum ein Migrationsarchiv? Ein westafrikanisches Sprichwort assoziiert den Tod eines alten Menschen mit der Vernichtung einer Bibliothek. Können wir die Spuren entziffern, die die erste Generation hinterlässt? Was will sie noch mitteilen, wenn sie Gehör fände? Es gibt kaum einen Bereich, in dem MigrantInnen keine Spuren hinterlassen hätten. An welchen Linien, Formen, Farben haben sie mitgewirkt? Welche Wörter haben sie mit neuen Inhalten besetzt? Welche Sprachen haben sie bewohnt? Welche Lebensformen haben sie umgestaltet und welche Lebensformen haben sie neu entworfen?
Mit der Errichtung eines Migrationsarchivs geht es, denke ich, nicht darum, MigrantInnen ihren menschlichen Wert und ihre Menschenwürde zurückzugeben. Vielmehr geht es um einen Beitrag zur Entstehung einer Gegenkraft, in der die MigrantInnen sich selbst wiederfinden können, weil sie von ihnen selbst entwickelt worden ist. Die Konfrontation mit dem Versuch, MigrantInnen auf Objekte zu reduzieren, macht ihre Selbstbehauptung als Subjekte notwendig.